Irishypoplasie, Iriskolobom

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller

Irishypoplasie, Iriskolobom

Die Iris

Die Iris oder Regenbogenhaut formt die Pupille und besteht aus dem vorderen farbigen Stromablatt mit Gefäßen, dem Pupillenengsteller-Ringmuskel Musculus sphincter pupillae (nahe der Pupille), dem fächerförmigen Pupillenweitsteller Musculus dilatator pupillae und dem hinteren dunklen Pigmentblatt (Retinapigmentepithel).

An der Irisvorderfläche wird der zentrale, durch die Pupille begrenzte, Pupillaranteil vom peripheren Ziliarteil durch die Iriskrause (Kolarette) getrennt. Die Pupillengröße wird durch den M.sphincter und dilatator pupilllae reguliert.

Dadurch hat die Iris die Funktion einer Blende, um den Lichteinfall in das Auge zu regulieren.

Irisfarben

Durch die Einlagerung in die Iris wird die Augenfarbe bestimmt. Diese ist auch von der Fellfarbe abhängig.

Die Hypopigmentation der Iris (Leukosis iridis) ist bedingt durch eine verminderte oder fehlende Pigmenteinlagerung:

Die blaue Iris hat ein lockeres unpigmetiertes Irisstroma. Durch das Fehlen der Irispigmente erscheint die Iris durch die darunterliegende dunkelbraune Netzhautschicht (Retinapigmentepithel) blau.

Fehlen auch die Pigmente der darunterliegenden Schicht, erscheint die Iris rot (Albinismus) infolge durchschimmernder Blutgefäße bei fehlendem Pigment des Stromas und des Hinterblattes.

Die weiße Iris (Leukosis iridis totalis) wird als Glasauge oder Fischauge (Merlefaktor, Subalbinismus) bezeichnet.

Das Birkauge (Leukosis iridis partialis) hat eine braune Iris mit weiß/bläulichen Flecken

Die Heterochromia iridum bezeichnet zwei verschieden farbige Augen (Regenbogenhäute) eines Tieres, die Heterochromia iridis bezeichnet die mehrfarbige Iris eines Auges.

Quelle: Kapitel Augenkrankheiten, Praktikum der Hundeklinik 2018

Die Entstehung

Während der embryonalen Augenentwinklung entsteht das Auge durch Einstülpung der Augenblase und zusätzlicher folgender Kugelbildung, wobei sich die eingestülpten Anteile ventral (unten, auf einem Uhrziffernblatt entsprechend bei 6 Uhr) treffen und verbinden. Dieser Vorgang entspricht der Schließung der embryonalen Augenspalte (optic fissure).

Irishypoplasie:

Eine Hypoplasie bezeichnet eine Unterentwicklung. Eine Irishypolasie ist eine diffuse oder fokale Verdünnung im Pupillarteil der Iris (Hypoplasie, unvollständiges Kolobom) besonders bei Merle oder subalbinotischen Hunden mit weiß-blauer Iris. Multiple Defekte am Pupillarrand sind im reflektierten Licht retroilluminierbar (mottenfraßähnliches Aussehen). Außerdem kann die Pupille unrund aussehen.

Die Irishypoplasie des Hundes ist definiert als angeborene, erbliche Gewebedefekte von unterschiedlicher Dicke und Lokalisation. Das Ausmaß umfasst fehlendes Irisgewebe (M sphincter) oder lochähnliche Defekte im Zuge der fehlenden Schließung der embryonalen Augenspalte.

Vollständiges Iriskolobom:

Bei einer Entwicklungsstörung wird die Schließung der embryonalen Augenspalte nicht vollständig abgeschlossen, wodurch ein Loch (Kolobom) entsteht.

Das typische Iriskolobom ist gekennzeichnet durch eine lochartige Gewebelücke im Pupillarbereich in sechs Uhr-Position. Bei jeder anderen Position spricht man von einem atypischen Iriskolobom (CRISPIN 2002b).

Es kann eine unregelmäßige Pupillenform (Dyskorie) oder den Anschein der Existenz zweier Pupillen (Dikorie) oder mehrere Pupilllen (Polykorie) verursachen. Kolobome haben keine Sphinktermuskelfasern und werden bei der Pupilenverengung größer.

Dagegen ist die Irisatrophie eine Degeneration von Irisgewebe, die ebenfalls lochähnliche Strukturen und durchscheinendes Irisgewebe zeigt und erst bei älteren Hunden auftritt.

 

Beim Australian Shepherd treten Iriskolobome zu 1,48% auf (CERF 1999), vermehrt und in stärkerer Ausprägung bei Merle Hunden, aber auch bei anderen. Daher wird angenommen, dass Iriskolobome erblich und an das Merle-Gen geknüpft sind, wobei die Vererbung noch nicht ganz geklärt ist.

Folgen

Bei einer Irishypoplasie ist die Pupillenreaktion meist nicht beeinträchtigt und die Sehkraft des Hundes nicht eingeschränkt.

Fehlen kleine pupillennahe randständige Anteile des Irismuskels, ist die Pupille an dieser Stelle unrund. Fehlen größere Areale, ist die Pupille eingekerbt oder die Iris hat ein speicherartiges Aussehen. Die Einschränkung der Sicht ist minimal bzw. nicht erkennbar.

Beim Iriskolobom hat die Iris eine unvollständige Irissphinktermuskulatur, sodass die Muskelkraft je nach Ausmaß eingeschränkt ist, die Pupille eng zu stellen.

Sobald der Anteil der fehlenden Muskulatur ein Engerwerden der Pupille bei Lichteinfall nicht oder nur eingeschränkt zulässt, wird der Hund vermehrt geblendet und schließt daher die Lider oder kneift sie zusammen. Bei hellem Licht ist die Sicht eingeschränkt, bei Dämmerung dagegen nicht.

Bei einem völligen Fehlen des Irissphinkters (Irissphinkterdysplasie), erblich beim Dalmatiner, kann die Pupille nie klein werden. Der farbige Irisrand ist kaum erkennbar. Folglich werden Linse und Netzhaut starker UV-Bestrahlung ausgesetzt, was später zu einem grauen Star (Katarakt) oder Netzhautschäden führen kann. Da Irishypoplasie und Irisheterochromie zusammenhängen, ist auch die Irisheterochromie bei Dalmatinern nicht zuchttauglich.

ggrd. Iriskolobom ventral

geringgrades Iriskolobom ventral (sieht einer PPM Iris-Iris sehr ähnlich)

Irishypoplasie

Irishypoplasie

Iriskolobom nasal

Irishypoplasie, v.a. nasal

Dikorie, Iriskolobom

Dikorie, Iriskolobom

Polykorie, Iriskolobom

Polykorie, Irisatrophie

Iriskolobom temporal

Irishypoplasie temporal

 

Ein brauner Fleck, seitlich aber plastisch als Kugel erkennbar, ist eine Iriszyste, die nichts mit der Irishypoplasie zu tun hat!

Iriszyste (keine Irishypoplasie)

drei ungefährliche Iriszysten (keine Irishypoplasie)