Zahngesunde Hunde

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller

Zahnschmerzen sind hässlich, jeder kennt sie. Leider lassen sich unsere Hunde dies kaum anmerken.
Sie leiden still und klagen nicht. Sie erkennen das Problem am Mundgeruch und an einem veränderten Fressverhalten.

Bei schlimmen Schmerzen meiden die Hunde hartes Futter, kauen mit schiefem Kopf, damit das Futter die schmerzhaften Zähne nicht berührt, schlingen ohne zu kauen oder fressen insgesamt weniger. Eine üble Zahnfleischentzündung, meist durch Zahnsteinbefall, erkennen Sie ebenfalls am Mundgeruch und an der deutlichen Rötung.

 

1. Milchzähne

Hunde wechseln im Alter von 3-7 Monaten ihr Milchgebiss. In dieser Zeit können sie Probleme haben, festes Futter zu kauen. Selten bekommen auch Hunde Fieber, wenn zu viele Zähne auf einmal durchbrechen. Allerdings kann es vorkommen, dass die bleibenden Zähne den vorherigen Milchzahn nicht herausschieben. Diese Doppelbesetzung verursacht einen Spannungsschmerz und verändert die Zahnordnung. Daher sollte der Milchzahn entfernt werden, wenn der bleibende Zahn nebenan erkennbar ist.

Bitte schauen Sie Ihrem Welpen regelmäßig die Zähne an, in dem Sie die Lefzen anheben. So empfindet das Hundekind diese Untersuchung auch als selbstverständlich und Sie können ihm rechtzeitig helfen.

 

2. Mundgeruch

Wenn ein übler Geruch beim Hecheln Ihres Hundes in Ihre Nase steigt, kommt dies selten vom Magen, sondern in der Regel vom Zahnbelag bzw. Zahnsteinbefall.

Hunde reinigen Ihre Zähne durch Abrieb, z.B. an Trockenfutter oder an getrockneten Kauartikeln aus Haut, nicht an Knochen, nicht an trockenem Brot.

Da die Unterkieferzähne innen und die Oberkieferzähne außen verlaufen, ist an der Außenseite der oberen Backenzähne keinerlei mechanischer Abrieb. Auch die Eckzähne sind nur zum Festhalten von Fleischbrocken gedacht. Das sind also die häufigsten Stellen für Zahnsteinbefall.

Tiere klagen nicht, sondern leiden still. Die Bakterienbelastung im Zahnstein wird über die Schleimhaut im ganzen Körper verteilt und kann andere Organsysteme incl. der Herzklappe belasten.

Heben Sie die Lippe Ihres Hundes an und schieben Sie sie nach oben, hinten Richtung Ohr, bis Sie die Backenzähne sehen können. Das Maul kann geschlossen bleiben.

Gesunde Zähne sind weiß-elfenbeinfarben.

 

3. Zahnbelag / Plaque

Schmierige Beläge aus Bakterien (Plaque) bilden sich täglich und lassen sich leicht entfernen. Sie können Mull um den Finger wickeln und mit einer leckeren Hundezahnpaste mit Hühnchengeschmack die Zähne sauberreiben.

 

4. Zahnstein

entsteht aus Plaque, wobei der Bakterienrasen mit Mineralien aus dem Speichel verkalkt. Sie erkennen ihn als festen braunen Belag auf der Zahnkrone am Zahnfleischsaum v.a. an den Eckzähnen und an den Außenflächen der Oberkieferbackenzähne (P4).

Um diesen zu entfernen benötigt man spezielle Zahninstrumente (Scaler). Viele Hunde lassen sich die Zähne problemlos ohne Beruhigungsspritze behandeln. Allerdings führt eine Abwehrbewegung u.U. zu einer Zahnfleischverletzung oder einem Schmelzdefekt. Dann wäre eine kurze Sedation besser und gründliche Zahnreinigung möglich.

 

5. Parodontitis, Zahnfleischrückgang

Pathogene (krankmachende) Bakterien, die sich im Zahnbelag oder Zahnstein befinden, führen zu einer Zahnfleischentzündung, zu Zahnfleischtaschen, zu einem Knochenabbau (Osteolyse) und Zahnfleischrückgang und dadurch zur Lockerung des Zahnhalteapparates. Im schlimmsten Fall folgt eine Osteomyelitis und weitere Organe wie Herz, Leber und Nieren werden bedrohlich geschädigt. Zudem ist auch das Narkoserisiko deutlich erhöht. Lassen Sie es nicht so weit kommen !

Die Zahnhygiene ist die wichtigste Gegenmaßnahme und wird in der Praxis durchgeführt und durch die Besitzer zuhause aufrecht erhalten.

Parodontitis der Schneidezähne

 

Abbildung : Parodontitis der Schneidezähne

 

6. Medizinische Zahnreinigung

Dieser Begriff ist in der Humanmedizin durchaus geläufig und für die meisten Menschen selbstverständlich – obwohl sie sowieso schon täglich die Zähne putzen.

Ihr Hund hat dagegen viel größere Ablagerungen, die ein Reservoir für Bakterien bieten. Diese Bakterien können Sie riechen und sie belasten den gesamten Körper, da sie über die Blutgefäße der Schleimhäute auch andere Organe befallen können.

Da Hunde 10x besser hören als Menschen und auch die Zahninnenflächen behandelt werden müssen, sollten Sie die Zahnreinigung mittels Ultraschall unbedingt in schonender Kurznarkose durchführen lassen, nicht beim Hundefriseur. Außerdem können nur bei geöffnetem Maul die Innenflächen der Zähne ordentlich gereinigt werden. Die schonende Kurznarkose ist auch bei alten oder herzkranken Hunden möglich, vermeidet seelischen Stress und ist ungefährlicher als die ständige Bakterienbelastung aller Organe (ähnlich einem Eiterherd!): Nach der „Aufweckspritze“ nehmen Sie Ihren wachen Hund wieder mit nach Hause.

Nach der med. Zahnreinigung werden die Zähne poliert, um die Poren zu schließen und eine Neubildung von Zahnstein hinauszuzögern.

Beim Menschen wird ein Intervall der Zahnreinigung von alle vier Monate bis zu einmal im Jahr empfohlen.

Hunde, die zu Zahnsteinbefall neigen, müssen unter Umständen ebenfalls jährlich zur Zahnsteinentfernung kommen, um sie vor schlimmeren Krankheiten zu beschützen.

 

7. Zahnpflege

Um eine Neubildung von Plaque und Zahnstein hinauszuzögern, gibt es diverse Zahnpflegeprodukte wie

  • Zahnpflegegel mit Chlorhexidin gegen Entzündung und Bakterien,
  • Zahnpasta mit Enzymen und Fleischgeschmack
  • Zahnwasser als Trinkwasser mit Medizinalrhabarber,
  • Kauartikel mit Enzymen gegen Zahnbelag oder
  • Trockenfutter, das nicht zerberstet sondern den Zahn abreibt beim Kauen.

 

8. Zahnröntgenaufnahme

Mit dem Auge können wir nur die Zahnkrone erkennen. Die Zahnwurzel liegt unter dem Zahnfleisch im Zahnfach verborgen, kann aber mittels digitalem Zahnröntgen genau beurteilt werden.

Auf diese Weise kann ebenso eine Zweitmeinung von einem Spezialisten (Kollege Dr. Eickhoff, Zahnarzt und Tierarzt) eingeholt werden, um weitere Behandlungsschritte zu besprechen.

 

9. Zahnwurzelentzündung

Manchmal tritt eine kugelige Schwellung unterhalb des Auges hervor, die oftmals von einer Zahnwurzelentzündung des Backenzahnes kommt.

Hier ist eine Röntgenaufnahme, eine Zahnsanierung und eine antibiotischer Behandlung nötig.

 

10. Fremdkörper

Manchmal steckt ein Stück Holz oder Knochen oder der Rest eines Kaustängels zwischen den Zähnen oder sogar quer zwischen den Oberkieferbackenzähnen im Gaumen. Dann versucht der Hund durch Kratzen am Maul, den Störenfried zu entfernen. Es lohnt sich also, wenn Sie Ihrem Hund problemlos in das Maul schauen können.

Bitte denken Sie daran:

Es ist nicht normal, dass ein Hund stinkt. Suchen Sie den Grund!