Die eosinophile Keratitis der Katze (nach Herpesinfektion)

fortgeschrittene eosinophile Keratitis

fortgeschrittene eosinophile Keratitis mit Pannus und Plaque

Die eosinophile Keratitis der Katze

Die Entstehung

Die eosinophile Keratitis entsteht nach einer stattgefundenen Herpesinfektion und ist auf eine entgleiste Immunreaktion zurückzuführen.

Die Gefäße, die während der akuten Herpeskeratitis in die Hornhaut eingesprosst sind, bringen jetzt eosinophile weiße Blutkörperchen in die Hornhaut ein. Diese sind als weiße punktförmige Auflagerungen (weißliche Plaque) auf der Hornhaut zu erkennen.

Oftmals stören lose, d.h. nicht anliegende Epithelränder der obersten Hornhautschicht mit geplatzen Bläschen die Hornhautheilung. Im folgenden kann ein erhabenes rosanes Narbengewebe (Pannus) entstehen. Da nun die Hornhaut nicht mehr durchsichtig ist, kann die Katze auf diesem Auge nicht mehr sehen, obwohl das Augeninnere noch gesund ist. Bleibt allerdings die massive Hornhautentzündung (Keratitis) bestehen, kann dies auch zu einer Augeninnenentzündung (Uveitis) und zum endgültigen Sehverlust führen.

Meist ist der Zustand des Auges im Stadium der eosinophilen Keratitis nicht mehr schmerzhaft. Die Katze hat das erkranke Auge also ebenso weit offen wie das gesunde Auge. Dennoch sind die weßen Pünktchen oder gar das rosane Narbengewebe (ähnlich wildem Fleisch) im Auge jetzt auch für die Besitzer offensichtlich.

Meist entsteht auch ein trockenes Auge, da das Herpesvirus die Nervenfasern der Hornhaut schädigt und somit die Kommunikation zur Tränendrüse einschränkt. Da die Hornhaut nur durch den Tränenfilm ernährt wird, ist dies ein weiterer Grund für die chronische Hornhautentzündung. In diesem Fall müssen dauerhaft wässrige oder gelhaltige Augentropfen bzw. Augelsalben zur Hornhautpflege eingesetzt werden.

Zuletzt kann auch eine Unverträglichkeit auf Augenpräparate eine chronische Hornhautentzündung unterhalten. Das Auge verträgt dann den Wirkstoff oder die Grundlage der Augentropfen, -gel oder -salbe nicht und reagiert mit vermehrtem Augenausfluss und Rötung. Die Tiere kneifen die Augen dann zu, da das Präparat brennt, reiben über die Augen, schütteln den Kopf oder flüchten schon, wenn die Besitzer das Augenpräparat nur in die Hand nehmen. In diesem Fall setzen Sie bitte sofort das Augenpräparat ab und kontaktieren Ihren Tierarzt. Das Augenpräparat muss dann gewechselt werden oder man muss mit Tabletten arbeiten.

Die Therapie

Die eosinophile Keratitis ist die einzige Indikation für lokale kortisonhaltige Augenräparate bei der Katze! Allerdings muss auch bei der eosinophilen Keratitis mit weißlichen Plaques äußerst vorausschauend mit kortisonhaltigen Augenpräparaten umgegangen werden, da jederzeit eine akute Herpesinfektion mit geplatzen Honhautbläschen auftreten kann und dann kortisonhaltige Augenpräparate absolut verboten sind! Vor dem Therapiestart mit kortisonhaltigen Augenpräparaten muss also mittels Fluoresceintest unbedingt abgeklärt werden, ob die oberflächliche Hornhautschicht sicher intakt ist. Was sich unter Narbengewebe verbirgt, können wir nicht beurteilen! In diesem Fall ist eine systemische Therapie mit Injektionen oder Tabletten und eine begleitende Herpestherapie anzuraten.

Eine reine Bindehautentzündung sollte tunlichst nicht mit lokalen Kortisonpräparaten behandelt werden. Denn bis zu 80% aller Katzen tragen ein schlummerndes Herpesvirus, ohne ersichtlich krank zu sein. Die Hauptursache der Augenentzündung einer Katze sind also Herpesviren, Chlamydien und andere Bakterien. Äusserst selten tritt bei Katzen eine rein allergische Augenentzündung auf, die eine kortisonhaltige Augenbehandlung erfordern würde!

Eine Katze ist kein kleiner Hund!

Eine gräuliche Trübung der Hornhaut der Katze wird durch die Herpeskeratitis hervorgerufen, die nun auch die Mittelschicht, das Hornhautstroma, betrifft. In diesem Fall muss die Herpesinfektion mit entsprechenden antiviralen Augentropfen, -gel oder Tabletten behandelt werden. Vermeiden Sie kortisonhaltige Augenpräparate, die die lokale Abwehr bremsen und dem Herpesvirus die Tore öffnen.

Hunde werden bei einer autoimmunbedingten Hornhautentzündung mit Tübung der Hornhaut (Keratitis superficialis chronica, Keratokonjunktivitis sicca) mittels Kortison und Cyclosporin-haltigen Augenpräparaten behandelt. Aber eine Katze ist kein kleiner Hund!

Eine Behandlung mit Cyclosporin Augentropfen -wie beim Hund bei autoimmubedingter Keratitis sicca- ist nicht sinnvoll! Der Grund des trockenen Auges der Katze ist eine Herpesinfektion und eine immunsuppressive Therapie kann durchaus einen neuen schmerzhaften Entzündungsschub hervorrufen.

Bei einem trockenen Auge muss neben der erfolgreichen Herpestherapie auch der fehlende Tränenfilm mittels pflegender Augentropfen, -gel, oder -salben ersetzt werden. Die Häufigkeit der Gabe richtet sich nach dem Schweregrad des trockenen Auges. Als Ergebnis muss das Auge offen und die Hornhautoberfläche glänzend sein.

In jedem Fall darf eine Behandlung keine Verschlechterung bringen! Seien Sie bitte nicht geduldig, wenn das Auge schlechter wird oder Ihre Katze sich schlechter fühlt! Melden Sie sich bei Ihrem Tierarzt und ziehen Sie einen spezialisierten Tierarzt mit Zusatzbezeichnung Augenheilkunde zu Rate. Die Behandlung erfordert wohl Geduld, muss aber stetige Fortschritte bringen.

Da das Herpesvirus -wie beim Menschen- nicht aus dem Körper eliminiert werden kann, d.h. latent in den Geweben bleibt, ist ein Rückfall nach klinischer Gesundung immer möglich. Deshalb ist die Wahrung einer guten Abwehrlage bei der Katze äußerst wichtig.

Dazu tragen regelmäßige Impfungen gegen Katzenschnupfen und -seuche (auch bei reinen Hauskatzen), harmonische Haltungsbedingungen, wertvolles Futter und aufmerksame Beobachtung des Tieres bei.