Keratitis superficialis pigmentosa, Keratitis superficialis chronica n. Überreiter
Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra, Dr. med. vet. Nina Müller
Schäferhundkeratitis, Gefäßeinsprossung mit Pigment
1.Definition
Die Keratitis superficalis chronica (KSC) nach Überreiter, auch Keratitis pannosa, Keratitis pigmentosa oder Schäferhund-Keratitis genannt, ist eine progressive, entzündliche Erkrankung der Hornhaut, die ohne Behandlung zur Blindheit führt.
Sie wird bei entsprechender Veranlagung durch Überempfindlichkeit auf UV-Strahlen ausgelöst.
Es können alle Hunderassen betroffen sein, wobei der Deutsche Schäferhund (DSH) und Hüterassen am häufigsten vertreten ist (daher auch der Name Schäferhund - Keratitis).
2. Klinisches Erscheinungsbild
Die Entzündung der Hornhaut tritt stets in beiden Augen auf, kann aber unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Sie beginnt typischerweise mit einem geröteten, verdickten Herd an der Bindehaut der weißen Lederhaut (Sklera) im äußeren Augenwinkel.
Von dieser Stelle aus sprießen Gefäße in die Hornhaut, die zunächst rosanes Granulationsgewebe und später schwarzes Pigment mitbringen, das sich bis über die Pupille hinzieht (siehe Fotos). Es kann im Verlauf der Krankheit der gleiche Prozess von der Bindehaut des inneren Augenwinkels her entstehen, sodass im Endstadium die ganze Hornhaut verdickt und schwarz pigmentiert ist.
Sobald die Pupille des Hundes von aussen nicht mehr erkennbar ist, kann auch der Hund nicht mehr durch die trübe Hornhaut schauen. Obwohl das Augeninnere völlig intakt bleibt, ist der Hund blind, da die Hornhaut nicht mehr durchsichtig ist.
Meist ist die Nickhaut, das 3. Augenlid, mit betroffen. Sie erscheint gerötet und besonders an ihrem schwarzen Saum speckig verdickt (siehe Fotos).
Diese entzündliche Verdickung von Nickhaut und Hornhaut beruht auf der Invasion von Mastzellen, die von Immunreizen gesteuert werden und die man plasmazelluläre Infiltration bzw. Pannus nennt.
3. Therapie
Da eine Autoimmunerkrankung nicht heilbar ist, kann nur eine Dauertherapie Abhilfe leisten. Das Immunsystem wird lokal mit immunsuppressiven Cyclosporin-haltigen Augentropfen oder -salbe bzw. mit Tracrolimushaltigen Salben gebremst. Es ist darauf zu achten, dass das Präparat nur auf die Hornhaut kommt. Weder die Haut des Hundes noch des Besitzers soll Kontakt bekommen. Akute Schübe müssen dennoch zusätzlich speziell behandelt werden.
Solange die Hornhaut milchig getrübt bzw. von Pannusgewebe durchzogen ist, können wir die Hornhaut meist durch die Therapie mit Augenpräparaten und Tabletten wieder durchsichtig bekommen. Sobald schwarzes Pigment eingelagert ist, wird die Behandlung schwerer und der Fortschritt langsamer,. Dennoch ist sie unbedingt erstrebenswert, um die Sehfähigkeit und die Lebensqualität zu erhalten.
Ein operativer Eingriff ist nicht sinnvoll, da die Grunderkrankung behandelt werden muss.
Daher ist es wichtig, die Veranlagung seines Hundes für diese UV-Strahlen induzierte Hornhautentzündung zu erkennen. Bei der geringsten, herdförmigen Entzündung im Bereich der weißen Lederhaut (Sklera) am äußeren Augenwinkel sollte man einen Tierarzt zu Rate ziehen.
Denken Sie daran, dass im Sommer, am Wasser, im Schnee, in den Bergen, die Sonneneinstrahlung bzw. -reflektion intensiver ist und dadurch auch die Augenentzündung aufflammen kann. Waldspaziergänge und Schatten sind die Devise.
Gefährdete Hunde kann man an eine Sonnenbrille für Hunde mit UV-Schutz gewöhnen. Es gibt verschiedene Modelle, wobei Sie auf Passform und UV-Schutz achten müssen. Versuchen Sie in kleinen Schritten, den Hund daran zu gewöhnen und schon für das Anziehen zu belohnen. Auch für uns fühlt sich eine neue Brille ungewohnt an! Erst später dehnen Sie die Brillentragezeit unter Aufsicht aus und lenken Ihren Hund von der Brille ab. Denn sobald ein Hund gelernt hat, die Brille auszuziehen, habe Sie kaum eine Erfolgschance. Als Alternative zur Brille gibt es eine Art Schirmmütze (Optivizor) mit Sonnenschutz.
Zusätzlich muss eine lebenslängliche Behandlung der Augen mit entzündungshemmenden und immunsuppressiven Augentropfen erfolgen. Dafür erhalten Sie einen schmerzfreien, glücklichen und sehenden Hund !
Die Hundesonnenbrille für schmale Köpfe
Die Hundesonnenbrille für breite Köpfe
Die Hundesonnenbrille für kleine Köpfe
KCS und KSC enden mit Blindheit durch Pigment
Dieser Hund sieht nichts mehr, weil die Hornhaut nicht durchsichtig ist
beide Augen sind blind, eine Therapie kann wieder zum Sehen verhelfen
Keratitis superficialis chronica pannosa, schmerzhafte Entzündung mit Narbengewebe
erfolgreiche Therapie, der Hund sieht wieder
ob blaue, verspiegelte oder getönte Gläser, auf den UV-Schutz kommt es an.