Das Herz, der Motor des Körpers

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller

Schon bei der jährlichen Impfung wird das Herz mit Hilfe eines Stethoskops routinemäßig abgehört. Auch die Durchblutung der Schleimhäute z.B. des Auges - als Spiegel für den Kreislauf – wird kontrolliert.

Bei einem gesunden Herz hören wir zwei deutlich voneinander abgesetzte Herztöne ( „uh-dupp“ ).

Herzgeräusche, statt der üblichen zwei Herztöne, geben einen Hinweis auf eine Strömungsveränderung des Blutes, die meist durch unzureichend schließende Herzklappen verursacht wird ( z.B. „wusch- dupp“). Auch Sie dürfen diese Geräusche durch unser Stethoskop gerne hören.

Die nächste Frage an Sie wird dann bezüglich der Leistung ihres Tieres sein.

Leistungsschwäche bedeutet, dass
ein Hund zum Beispiel

  • an Kondition verliert,
  • weniger lang spielt,
  • schneller außer Atem ist und
  • länger Zeit braucht, um sich zu erholen.

eine Katze

  • schneller ermüdet beim Spielen,
  • bei Aufregung hechelt,
  • schlechter frisst oder
  • sich mehr zurückzieht.

ein kleines Heimtiere meist nur

  • verminderter Hunger und Zurückziehen zeigt,
  • manchmal eine deutlichere Atmung nach Anstrengung.

Blutdruckmessung, EKG, Röntgen und vor allem die Ultraschalluntersuchung ergänzen die Informationen zum Krankheitsbild

Die Funktionsweise des Herzens

Das vom Körper kommende „verbrauchte“ Blut wird von der rechten Herzhälfte in die Lunge gepumpt und dort mit Sauerstoff angereichert. Das sauerstoffreiche Blut kommt in die linke Herzhälfte und wird von dort über die Hauptschlagader (Aorta) in den Körper weitergeleitet.

Jede der beiden Herzhälften ist in einen Vorhof und eine Kammer unterteilt. Vorhof und Kammer sind durch Herzklappen getrennt. Diese nehmen eine Weichenstellung ein.

In der Füllungsphase (Diastole) des Herzens, dem Einstrom von Blut aus dem Vorhof in die Kammer, öffnet sich die Klappe. Wenn das Blut in der Auswurfphase (Systole) von der Kammer in die Lunge bzw. den Körper gepumpt wird, müssen diese Klappen geschlossen sein.

Herzfehler

Ein im Röntgenbild vergrößertes Herz kann entweder einen „ ausgeleierten“ dünneren Herzmuskel oder einen zu dicken Herzmuskel haben. Außerdem sieht man die Folgeerscheinungen in Lunge oder Leber. Daher ist eine genauere Untersuchung mittels Ultraschall nötig.

Der zu dünne Herzmuskel

Ist der Klappenschluss undicht, entweicht ein Teil des Blutes rückwärts in den jeweiligen Vorhof. Dieses führt zu einem Rückstau und dadurch zu einer Überbelastung. Diese tritt zuerst im Vorhof und dann im vorgeschalteten Organ (Lungenödem bzw. Leberstauung) auf.

Ein ungenügender Klappenschluss (Insuffizienz) kommt von einer angeborenen Fehlbildung (Endokardiose) oder durch eine entzündliche Veränderung (Endokarditis). Die Entzündung kann zum Beispiel über eine streuende Bakterieninfektion (Zahnsteinbefall) hervorgerufen worden sein.

Am häufigsten ist die Mitralklappe der linken Herzhälfte defekt (Mitralinsuffizienz). Als Folge kommt es zu einem Lungenödem und deutlichen Atemwegsproblemen. Aus den gestauten Blutgefäßen sickert Flüssigkeit in die Lungenbläschen, die eigentlich nur Luft enthalten sollten. Im Volksmund nennt man dieses Phänomen „Wasser in der Lunge“. Die Tiere werden kurzatmig, brauchen nach Anstrengung oder Freude länger, um sich zu erholen, husten und schlafen in der Nacht durch ihre Atemnot meist nicht durch.

In fortgeschrittenem Stadium erkennt man den Sauerstoffmangel an einer bläulich (lila) verfärbten Zunge. Dieser Zustand kann lebensbedrohlich sein!

Auch durch einen primären Klappenfehler, durch einen lange erhöhten Blutdruck oder durch eine primäre Muskelschwäche dehnt sich die Herzkammer aus, der Herzmuskel wird zunehmend dünner. (Exzentrische Hypertrophie, Dilatation, Dilatative Kardiomyopathie). Spätestens dann schließen die Klappen nicht mehr zuverlässig (sekundäre Klappeninsuffizienz), da sie passiv auseinander gezogen sind.

Der zu dicke Herzmuskel

Allerdings kann die Herzmuskulatur auch zu dick sein (Konzentrische Hypertrophie, Hypertrophe Kardiomyopathie). Dann kann sich die schmale Herzkammer nicht genügend mit sauerstoffreichem Blut füllen und es entsteht ebenfalls ein Sauerstoffmangel. Die Schleimhäute werden oftmals blasser.

Bei Katzen ist diese Form der Herzerkrankung häufiger. Teils gibt es erbliche Herzprobleme, teils ist der starke Herzmuskel eine Folge von einem erhöhten Blutdruck. Dieser kann durch eine eingeschränkte Nierenfunktion oder eine Schilddrüsenüberfunktion verursacht werden. Außerdem wird der Herzmuskel dicker, wenn das Blut einen Engpass der Klappen (Stenose) passieren muss.

Herzultraschall

Die Ultraschalluntersuchung des Herzens ist die genaueste Untersuchungsmethode, da sich mit ihr der Aufbau des Herzens genau darstellen lässt. Die Herzmuskulatur, ihre Dicke und Kontraktionsfähigkeit, kann in einem Querschnitt (B-Mode) und im zeitlichen Verlauf (T-Mode) während der Füllungsphase und während der Auswurfphase ausgemessen werden. Im Vergleich zum Körpergewicht geben die Messdaten die Herzleistung wieder.

Der Durchmesser der Vorhöfe im Vergleich zur Aorta (Hauptschlagader) gibt Aufschluss über den verursachenden Rückstau des Blutes. Die Herzklappen, ihr Aussehen, ihre Bewegung und ein eventueller Blutrückfluss können mit einer Ultraschalluntersuchung festgehalten und analysiert werden.

Eine Doppler-Ultraschalluntersuchung stellt das Ausmaß eines Blutrückflusses bei einer Klappeninsuffizienz bzw. eine erhöhte Geschwindigkeit in Höhe einer Klappenstenose dar.

Anhand der gewonnenen Ergebnisse wählen wir die passenden Medikamente. Diese können den Blutdruck senken, die Herzmuskelleistung erhöhen oder mittels einer Entwässerung die Atemnot lindern.

Oftmals muss das Tier bis zur Besserung erst vorsichtig an die optimale Dosierung herangeführt werden. Die Intervalle der Kontrolltermine setzten wir je nach Schweregrad der Erkrankung fest. Manchmal genügt auch eine telefonische Rücksprache.

Auch bei gut eingestellten Herzpatienten, kann zum Beispiel bei einem Wetterumschwung eine erneute Verschlechterung eintreten, sodass eine Kontrolluntersuchung dringend anzuraten ist.

Je besser der Tierbesitzer aufgeklärt ist, desto sicherer kann er die Situation seines Tieres auch zuhause beurteilen. Scheuen Sie sich also nicht, solange nachzufragen, bis Sie wirklich alles verstanden haben. Im Zweifelsfall haben wir Tierärzte den Sachverhalt zu schlecht erklärt!