Das Glaukom (Grüner Star)
Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra
Glaukom, gestaute Gefäße der weißen Augenhaut
1. Was ist ein Glaukom?
Das Glaukom ist ein krankhafter Zustand des Auges, der durch eine länger bestehende Erhöhung des Augeninnendruckes entstanden ist.
Das Endstadium ist ein hochschmerzhaftes, vergrößertes, hartes und blindes Auge.
Der Grund der Glaukombildung liegt in einer Störung des Kammerwasserflusses, die unterschiedliche Ursachen haben kann.
Zum besseren Verständnis wird die Kammerwasserzirkulation kurz beschrieben.
Das Kammerwasser (KW) wird vom Ziliarkörper produziert - es fließt von der hinteren Augenkammer durch die Pupille hindurch in die vordere Augenkammer (VAK) und gibt dort dem Korneaendothel (der Innenauskleidung der Hornhaut) Nährstoffe und Sauerstoff ab.
Der Abfluss des Kammerwassers aus der VAK erfolgt durch den Kammerwinkel, der zwischen Iris und Kornea liegt.
Zuerst muss das KW ein palisadenartiges Band passieren - das Ligamentum pectinatum (LP) -, um dann durch ein trabekuläres Maschenwerk zu fließen (Ziliarkluft). Dann gelangt es in kleine Abflusskanälchen und wird von diesen dem venösen System zugeführt, wo es in die allgemeine Blutbahn aufgenommen wird.
Ursachen
Produktion und Abfluss des KW halten sich im normalen Auge die Waage.
Ein Glaukom entsteht immer dann, wenn der Abfluss oder der Durchfluss durch die Pupille gestört ist.
Primärglaukom
Es gibt mehrere Ursachen dieser Abflussstörung, die zum sog. Primärglaukom führen:
- Ein nicht ordentlich ausgebildeter, zu enger Kammerwinkel ist z.B. eine angeborene Fehlentwicklung und führt zum sog. Engwinkelglaukom.
- Das palisadenartig angeordnete Ligamentum pectinatum kann fehlen oder nur teilweise durchgängig sein. Stattdessen verschließt den Kammerwinkel ein mehr oder weniger dichtes Band. Es besteht eine sog. Goniodysgenesie, bzw. ein dysplastisches Lig. pectinatum (DLP).
- Beim sog. Weitwinkel- oder Offenwinkelglaukom wird der Kammerwasserfluss erst im oder posterior des trabekulären Maschenwerkes in der Ziliarkluft behindert.
Entzündungen verändern die wässrige Zusammensetzung des Kammerwassers durch Einlagerung von Entzündungszellen und -produkten. Diese dichteren Substanzen bleiben im Kammerwinkel und dem Netzwerk der Ziliarkluft hängen und verkleben diese - die Folge ist ein Sekundärglaukom.
Phakoklastische Uveitiden bei hypermaturen Katarakten bewirken durch eine Kaskade von Entzündungsmechanismen die Bildung von iridozyklitischen Membranendie den Durchfluss des KW durch die Pupille stören
Eine besonders schwere Uveitis verursacht das VKH-Syndrom/ Uveodermatologisches Syndrom, das nebenbei durch die Depigmentationen von mukokutanen Hautbezirken gekennzeichnet ist. Die entzündungsbedingte Verklebung der Iris mit der Linse bewirkt eine hintere Synechie mit Verschluss der Pupille, die keinen Kammerwasserdurchfluss mehr erlaubt, sodass eine Iris bombée, den Kammerwinkel verschließt und zum Sekundärglaukom führt.
Die erblich bedingte Linsen(sub-)luxation der Terrierrassen ist bei diesen die häufigste Ursache eines Sekundärglaukoms.
2. Auftreten
Durch ein Primärglaukom gefährdete Rassen:
Offenwinkelglaukom
Beagle
Norweg. Elchhund
Toy Pudel
Engwinkelglaukom
Akita Inu
Akita Inu
Am. Cocker Spaniel
Basset
Beagle
Chihuahua
Dackel
Engl. Cocker
Malteser
Norweg. Elchhund
Springer Spaniel
Sibirischer Husky
Toy Pudel
Dysplast. Lig. pectinatum
Am. Cocker Spaniel
Basset
Bouvier des Flandres
Chow
Chihuahua
Fox Terrier
Riesenschnauzer
Samoyede
3. Folgen
So mannigfaltig die Ursachen einer Glaukomentstehung auch sind, das klinische Bild führt immer zur typischen Glaukomtrias:
- Rotes Auge durch episklerale Gefäßstauung
- Weite Pupillen
- Erhöhter intraokulärer Druck (IOD)
Die Folgen des erhöhten Augeninnendruckes sind Netzhautdegeneration und Sehnervenkopfatrophie.
Je höher der IOD ansteigt, desto schneller entstehen die Druckatrophie des Sehnervenkopfes und die Blindheit.
Bei einem IOD von 35 mmHg | entsteht die Blindheit nach Tagen bzw. Wochen. |
Bei einem IOD von 40 mmHg | entsteht die Blindheit nach 8 - 24 Stunden. |
Bei einem IOD von 50-60 mmHg | entsteht die Blindheit bereits nach 6 Stunden. |
Deshalb ist das akute Glaukom ein absoluter Notfall und muss sofort behandelt werden.
Die Verdachtsdiagnose Glaukom wird gestellt durch die Anamnese:
Der Besitzer bemerkt bei seinem Tier seit Stunden / Tagen Unwohlsein, Fressunlust, evtl. Schmerzen beim Streicheln des Kopfes, vielleicht sogar Aggressivität und vermehrtes Tränen, Rötung und Reiben eines Auges.
4. Anzeichen
Folgende Kriterien fallen am Auge auf:
- Weite Pupille (leuchtendes Auge / Fundusreflex)
- Gestaute Episkleralgefäße
- Noch klare oder schon rauchig getrübte Hornhaut
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt durch die Messung des IOD
Normotensionswerte, gemessen mit dem TONOPEN:
Hund: 8 - 22 mmHg
Katze: 17 - 19 mmHg
5. Behandlung
Die Behandlung des Glaukoms gehört in die Hände eines Augenspezialisten. Sie erfolgt durch drucksenkende Augentropfen, Tabletten, Dauertropfinfusion.
Danach sind regelmäßige Augeninnendruckmessungen in kurzen Abständen nötig, um den Patienten medikamentös auf einen erniedrigten IOD einzustellen!
Chirurgische Maßnahmen:
Zyklokryotherapie oder Laserbehandlung,
vermindern Kammerwasserproduktion durch Zerstörung des Ziliarkörpers
Fistulierende Operationen
fördern den Kammerwasserabfluss in den subkonjunktivalen Raum.
Post op müssen die konservativen Medikamente zur Erhaltung des erniedrigten Augeninnendruckes in reduzierter Form weitergegeben werden.
Maßnahmen am blinden Auge
Bulbuserhaltend:
Zyklokryotherapie, Laserbehandlung, Fistulierende Operationen, Gentamicininjektion.
Bei therapieresistenten und schmerzhaften Augen bleibt als ultima ratio die Enucleation des Bulbus.
Glaukom, gestaute Gefäße und große Pupille
im Vergleich, die normale weiße Augenhaut (Sklera)
Linsenluxation anterior, die Linse sitzt vor der Pupille anstatt dahinter
Linsenluxation, einer der Gründe für ein Glaukom
Abfluss im Auge: Drainagesystem im Kammerwinkel
Glaukom, das linke Auge ist zu groß
Die Glaukomtherapie war erfolgreich
Therapieresistentes Glaukom oder Tumor, ein schmerzhaftes, blindes Auge ist eine Belastung
Einäugige Piraten, ohne Schmerzen