Das ERG (Elektroretinogramm)

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller

Das ERG (Elektroretinogramm)

1.Definition

Das ERG ist eine elektrophysiologische Untersuchung ähnlich dem EKG zur Herzuntersuchung. Die Reaktion der einzelnen Netzhautschichten auf Lichtreize wird durch Elektroden gemessen und anhand von Kurven im Monitor sichtbar gemacht.

2. Einsatz

Vor der ERG Untersuchung findet immer eine Sichtuntersuchung der Netzhaut (indirekte Ophthalmoskopie) statt.
Manchmal sind Tiere erblindet, aber wir sehen eine völlig normale Netzhaut. Mit Hilfe eines ERGs können wir eine Sehnervenentzündung oder zentrale Blindheit von einer netzhautbedingten akuten Blindheit z.B. SARD (sudden aquired retinal degeneration) Erkrankung unterscheiden.
Manchmal ist die Durchsicht durch eine Trübung z.B. der Linse so eingeschränkt, dass sich die Tiere blind fühlen und wir die Netzhaut nicht mehr beurteilen können. Hier kommt ein ERG zum Einsatz. Bei einer funktionierenden Netzhaut ist eine operative Linsenentfernung sinnvoll, da unser Patient nach der Operation wieder sehen kann.

3. Untersuchungsablauf

Der Hund oder die Katze wird sediert (Dämmerschlaf), da Muskelzuckungen die Ergebnisse verfälschen können. Daher müssen sie nüchtern zur Untersuchung kommen.
Die Pupillen werden mit Augentropfen weitgestellt, damit sie sich während der Untersuchung auf Lichteinfall nicht schließen.
Die Einschlafzeit verbringt unser Patient mit seiner Bezugsperson in einem abgedunkelten Zimmer (20min.), da die Stäbchen der Netzhaut eine sehr lange Regenerationszeit haben. Aus diesem Grund darf auch die Netzhaut nicht direkt vorher mit Licht untersucht worden sein bzw. muss in diesen Fällen die Vorbereitung im Dunkeln mind. 1 Std. sein.
Unser Patient wird ohne Geschirr oder Halsband auf einen Untersuchungstisch mit Decke gelegt, da kein Kontakt zu Metall bestehen darf.
Die Augen bekommen nun eine Lokalanästhesie (betäubende Augentropfen), da die Patienten sonst den Kontakt auf der Hornhaut spüren würden.
Dann werden die Elektroden aufgesetzt und der Test kann beginnen.

4. Ergebnis

Durch die Lichtblitze erscheinen bei einer funktionierenden Netzhaut typische Wellen am Monitor:
Die negative a-Welle zeigt die negative Ladeverschiebung in der äußeren Netzhaut (positiv geladene Kaliumionen werden aus der Zelle geschleust). Die positive b-Welle zeigt die Ladeverschiebung in den bipolaren Zellen, den Horizontalzellen, den amakrinen Zellen und den Gliazellen.
Er werden Tests für die Stäbchen (Nachtsehen) und für die Zapfen (Tagsehen) durchgeführt.
Die ERG-Amplituden variieren je nach Rasse, Alter, Position der Elektroden und Gerät.