Die tragende Hündin

Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra

Die Trächtigkeit der Hündin dauert 56-63 Tage.

Untersuchung

Mit einer sonografischen Untersuchung kann bereits ab dem 18. Tag nach der Befruchtung eine Trächtigkeit festgestellt werden. Günstig ist ein Untersuchungstermin ab den 25. Tag nach dem letzten Deckakt, da dann bereits der Herzschlag der Welpen dargestellt werden kann. Ab dem 50. Tag der Trächtigkeit ist es möglich, die Welpen röntgenologisch darzustellen.Zur Feststellung der Welpenanzahl und somit zur genauen Beurteilung einer reibungslosen Geburt, wird das Röntgenbild empfohlen. Es bestehen keine gesundheitlichen Risiken für Mutter oder Welpen.

Fütterung

Zu Anfang der Trächtigkeit sollen Fütterung und Bewegung unverändert beibehalten werden! Die Hündin ist ja nicht krank und braucht Kondition für die Geburt. Ab dem 40.Tag der Trächtigkeit beginnt ein massives Größenwachstum der Welpen, das zur Einengung des Magenvolumens führt. Die Mutterhündin sollte jetzt mehrmals täglich in kleinen Portionen energiereiches Futter z.B. Welpenfutter bekommen.

Je nach Welpenanzahl wird das Welpenfutter über eine Woche in zunehmender Menge dem bisherigen Futter beigemischt.

Eine Mangelsituation der Hündin durch eine große Welpenanzahl kann über eine Urinuntersuchung ( Ketonkörper ) festgestellt werden.

Gesundheit

Günstig ist eine regelmäßige Kontrolle des Gewichtes, der Futteraufnahme und Körperinnentemperatur der Hündin. Zur Erkennung von Stoffwechselstörungen hat sich eine Urinuntersuchung in der späten Trächtigkeit, evtl. Blutuntersuchung oder Sonografie bewährt. Das Auftreten von Scheidenausfluss ist ein Warnsignal eines drohenden Abgangs der Feten bzw. einer Infektion, sodass Sie ihre Hündin sofort beim Tierarzt vorstellen sollten. In den letzten Tagen der Trächtigkeit beginnt sich das Gesäuge anzubilden und sollte auf Verhärtungen, vermehrte Wärme oder Schmerzhaftigkeit kontrolliert werden.

Vorbereitung zu Hause

In den letzten zwei Wochen sollte eine Wurfkiste angeboten werden, damit sich die Hündin an den Ort gewöhnen kann. Eine zusätzliche Wärmequelle muss vorhanden sein, da die Neugeborenen nach der Geburt nicht selbstständig ihre Körpertemperatur aufrechterhalten können.

Geburtshilfe und Erstversorgung

Geraume Zeit vor dem errechneten Geburtstermin sollten bereits einige Utensilien für die Geburtshilfe und Erstversorgung der Welpen vorbereitet werden:

  • Händedesinfektionsmittel
  • Trockene Handtücher
  • Mittel zur Nabeldesinfektion
  • Waage zur Ermittlung der Geburtsgewichte
  • Kennzeichnung der Welpen
  • Unsere Telefonnummer bzw. Tiernotdienst für Notfälle (0711 / 765 74 77)
  • Gleitgel
  • evtl. Traubenzucker, Calcium (Sandoz), Buscopan, falls viele Welpen zu erwarten sind

Kurz vor der Geburt

In den letzten zwei Wochen der Trächtigkeit sollte zweimal täglich die Körperinnentemperatur gemessen werden. Bei einem Temperaturabfall von ca. 1 °C ist innerhalb der nächsten 24-48 Stunden mit der Geburt des ersten Welpen zu rechnen.

Die Eröffnungsphase

Während der Eröffnungsphase (6–12 Std.) wird die Hündin zunehmend unruhiger und beginnt mit dem Nestbau. Sie verweigert auch die Futteraufnahme und der Harndrang nimmt zu. Evtl. muss die Hündin erbrechen oder verhält sich ängstlich.

Die Geburt

Die Hündin öffnet in der Regel sofort die Fruchthülle des Neugeborenen und schleckt es ab. Sie reinigt somit die Atemwege, regt Atmung und Kreislauf des Welpen an und wärmt ihn durch ihre Massage. Danach sollte der Welpe am Gesäuge trinken, um die wichtige Kolostralmilch aufzunehmen. Außerdem regt das Trinken die Wehen für die nächsten Welpen an.

Bis zu 15 Minuten später wird die Nachgeburt ausgeschieden, welche die Hündin auffrisst. Da die Welpen abwechselnd aus den beiden Uterushörnern geboren werden, können auch zwei Welpen geboren werden und erst danach zwei Nachgeburten ausgeschieden werden. Die Geburt sollte immer überwacht, darf aber nicht gestört werden. Eingreifen sollte man erst, wenn die Mutter die Fruchthüllen nicht sofort eröffnet, wenn die Welpen nicht regelmäßig atmen oder eine deutliche Schaum- oder Blasenbildung im MundundNasenbereich zeigen. Hier müssen die Atemwege mit einem angewärmten Handtuch sofort freigelegt werden und die Atmung des Welpen durch Massage angeregt werden. Danach wird der Welpe angelegt, um zu trinken.

Meist kommen die Welpen im Abstand von 15 bis 30 min. zur Welt.

Bei anhaltendem Pressen oder Geburtspausen zwischen zwei Welpen von über vier Stunden sollte der Tierarzt zu Rate gezogen werden.

Die Nachgeburt

Nach jedem Welpen muss eine Nachgeburt ausgestoßen werden. In der Regel wird diese beim Abnabeln des Welpen von der Hündin verzehrt, deshalb muss der Besitzer den Nachgeburtsabgang genau kontrollieren.

Das Verbleiben der Nachgeburt in der Gebärmutter führt zu Gebärmuttererkrankungen mit hohem Fieber, die auf jeden Fall vom Tierarzt behandelt werden müssen. Temperaturkontrollen in den Tagen nach der Geburt geben einen Anhaltspunkt, ob die frühe Nachgeburtsperiode normal verläuft. Temperaturen über 39,5 °C sind als krankhaft anzusehen.

Der Lochialfluss ist in den ersten beiden Tagen nach der Geburt (post partum = p.p.) schwarz-grün, wechselt über rötlich – braun (bis 9 Tage p.p.), zu rötlich-klar bis hellbraun (bis 21 Tage p.p.).

Evtl. ist der Lochialfluss in diesen Farbabstufungen auch schon bis zum 8. Tag p.p. abgeschlossen.

Auffällig dagegen ist es, wenn Ihre Hündin in den ersten sieben Tagen p.p. keinen Ausfluss hat oder wenn sich der Ausfluss rein blutig färbt oder deutlich stinkt.

Das Gesäuge

Die Milchdrüsenkomplexe müssen auf Verhärtungen, Rötung, vermehrte Wärme, Schmerzhaftigkeit oder ein verändertes Milchsekret kontrolliert werden. In diesem Fall ist eine Mastitis (Gesäugeentzündung) im Gange, die dringend behandelt werden muss.

Die Welpen

Das Gewicht der Welpen sollte anfangs täglich, später mindestens alle drei Tage kontrolliert werden. In den ersten 24 Lebensstunden ist eine Abnahme des Geburtsgewichtes noch zu tolerieren. Später nehmen die Welpen täglich zu und verdoppelt ihr Geburtsgewicht bis zum 10. Lebenstag. Nach 10 bis 14 Tagen öffnen sie die Augen und beginnen, sich kontrolliert zu bewegen.

Die Welpen mit dem besten Biotonus suchen die hinteren Zitzen am Gesäuge auf, da hier der Milchgehalt am größten ist. Um Gewicht aufzuholen, können kleinere Welpen zusätzlich an den hinteren Zitzen angelegt werden.

Ab dem 14. Lebenstag werden Mutterhündin und Welpen alle 2-3 Wochen entwurmt. Denn die Trächtigkeit kann schlummernde Larvenstadien freisetzten, sodass die Welpen mit Spulwürmern auf die Welt kommen können.

Ab der 3. Lebenswoche können die Welpen mit Welpenkost zugefüttert werden.

In der 8. Lebenswoche werden sie geimpft. Es ist ratsam, sie erst eine Woche danach in die neue Familie abzugeben, da der Umstellungsstress u.U. eine Immunantwort auf die Impfung unterdrückt.

Ein fließender Übergang in die neue Familie erleichtert den Welpen diese Umstellung. Es ist sehr schön, wenn sie ihre neue Familie durch Besuche ab der 6. Lebenswoche in ihrer gewohnten Umgebung kennenlernen dürfen. Für die Hündin ist das Absetzten der Welpen leichter, wenn die Kinder gestaffelt abgegeben werden. Also nicht alle an einem Tag!