Kaninchen - Haltung und Pflege

Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller und Bianca Belzner

Physiologische Daten

  • Lebensalter : 6 - 13 Jahre
  • Körpergewicht (erwachsen) : 1 kg (Zwergrassen ) – 8 kg ( Deutscher Riese )
  • Geschlechtsreife : 4.-6. Lebensmonat
  • Zuchtreife : Weibchen : 4.-9. Lebensmonat, Männchen : 6.–10. Lebensmonat
  • Brunstdauer : ca. 6-7 Tage, Ovulation durch Deckakt ( d.h. „ es klappt immer ! “ )
  • Trächtigkeitsdauer : 29 –35 Tage ( im Mittel 31 Tage )
  • Wurfgröße : 1-12 Welpen, Zwergkaninchen 3 – 4 Welpen,Nesthocker ( nackt, Augen + Ohren geschlossen )
  • Geburtsgewicht : 30-80 g
  • Absetzalter : 4.-6. Lebenswoche, besser 8. Lebenswoche
  • Futterverbrauch : 50 -100g / 1 kg KM/Tag
  • Wasserverbrauch : 50 – 125 ml/ 1 kg KM/Tag
  • Optimale Umgebungstemperatur : 18° C ( sehr hitzeempfindlich! )

Haltung

Wilde Kaninchen leben in Kolonien auf großem Territorium. Heimkaninchen sollten daher besser nicht einzeln gehalten werden und als Jungtiere aneinander gewöhnt werden. Mit Beginn der Geschlechtsreife entstehen bei Rammlern häufig Rangordnungskämpfe.

Am besten eignet sich ein Pärchen, wobei der Rammler nach dem Hodenabstieg mit drei Monaten kastriert werden sollte. Weibchen haben ein verstärktes Revierverhalten. Daher ist es ratsam, die Tiere erst auf neutralem Grund zeitweise aneinander zu gewöhnen, um später das Weibchen zum Rammler zu setzen (nicht umgekehrt). Weibliche Kaninchen können während der Brunst aggressiver sein. Kaninchen werden stubenrein, markieren ihre Umgebung mit ihren Kinndrüsen und mit Urinspritzen. Das Klopfen mit den Hinterbeinen dient zur Warnung vor drohender Gefahr.

Falls Kaninchen und Meerschweinchen gemeinsam gehalten werden sollen, muss die Gewöhnung unbedingt im Jungtieralter beginnen, da die Tiere verschiedene „Sprachen“ sprechen. Vergleichbar mit Hund und Katze !!

Käfig

  • Größe: mind. 140 x 60 x 50 cm und zusätzlich viel Auslauf !
    Vorsicht : ohne Aufsicht können Tapeten, Teppiche, Kabel etc. angenagt werden.
  • Einstreu : Zeitung, darüber Stroh als Matratze, Ecktoilette mit Strohpellets
  • Nagematerial : Zweige von Weide, Haselnuss, Buche, Apfel-, Birnbaum
  • Nische oder großes Holzhaus, zum Zurückziehen oder Daraufsitzen
  • Standort : zugfrei, keine direkte Sonne, möglichst nicht direkt auf Boden
  • Futter – und Wassernapf (besser als Nippeltränke wegen Einklemmen der Zunge)
  • Heuraufe ( muss ständig gefüllt sein, da Hauptnahrungsmittel )

Fütterung

Kaninchen haben einen auffallend großen Blinddarm zur Aufschlüsselung der Rohfaser. Daher ist Heu der wichtigste Nahrungsbestandteil!
Sie können nicht erbrechen, der Magen ist stets gefüllt und schiebt den Nahrungsbrei nur weiter, wenn das Kaninchen frisst.
Der traubenförmige weichere Blinddarmstuhl ist sehr vitaminreich und wird (meist nachts) direkt vom After aufgenommen und gefressen.

  • Gutes Heu muss immer zur Verfügung stehen (Hauptnahrung, sichert Zahnabrieb der ständig wachsenden Zähne, wichtig für Verdauung)
  • Gras (ohne Hunde- oder Katzenurinspuren, nicht von vielbefahrenen Straßen oder gespritzten Obstwiesen! Vorsicht beim Pflücken), gründlich waschen und gut abtrocknen.
  • Frischfutter: z.B. Möhrengrün, Möhren, Löwenzahn, Chicoréé, Endiviensalat, Kohlrabiblätter, Selleriestangen, Gurke, Äpfel, Tomaten, Paprika, gründlich waschen und gut abtrocknen.
  • Fertigfutter (muss nicht sein !) : höchstens 1 Esslöffel pro kg KM und Tag ! ( 25% Rohfaser, 10% Rohprotein, 4% Fett )
  • Kräuter wie Petersilie, Basilikum o.ä. als Leckerei in kleinen Mengen Täglich frisches Wasser ist selbstverständlich

Fütterungsfehler

  • Unbekanntes oder ungewohntes Futter (auch Gras nach der Winterpause!) soll erst in kleinen Mengen angeboten werden, bis sich die Darmflora darauf einstellen kann. Sonst entstehen Durchfall oder Blähungen bis hin zur Kolik! Kaninchen im Freigehege niemals auf feuchte Wiese setzten!
  • Verdorbenes oder kaltes Futter führt zu üblen Verdauungsstörungen.
  • Kalziumreiches Futter ( z.B. Grünrollis, Luzerneheu, Petersilie ) kann bei übermäßiger Gabe die Bildung von Blasensteinen fördern.
  • Kohlenhydrate wie Brot, Haferflocken, Drops oder mit Zucker (Melasse) geklebte Nagestangen fördern die Hefenbildung und somit einen Durchfall; zum Nagen eignen sich Äste besser.
  • Zuviel Fertigfutter macht die Kaninchen schnell satt, sodass das Heu nicht gefressen wird. Die Folge sind schlechter Zahnabrieb, wenig Raufaser und somit wenig Nachtkot sowie Verfettung mit der Gefahr der Leberverfettung.

Pflege

  • täglich : urin- und kotverschmutzte Einstreu (Ecktoilette) sowie Futterreste entfernen
  • Kot soll kugelförmig ca. erbsengroß geformt, mittelbraun bis grün sein
  • Nachtkot ist etwas kleiner, weicher, traubenförmig zusammenhängend und wird gefressen (Vitaminzufuhr durch Darmbakteriensynthese)
  • Urin gelblich-weiß (nicht sandig, nicht blutig)
  • täglich : Trink- und Futtergefäße reinigen
  • Kaninchen oft in die Hand nehmen! Verklebte Vorderbeine und/oder Mundwinkel deuten auf Zahnprobleme hin, Augen und Nase müssen trocken und sauber sein.

    Po darf nicht nass oder verklebt sein, da sonst Fliegen ihre Eier im feuchtwarmen Milieu absetzten. Innerhalb von Stunden schlüpfen Fliegenmaden, die sich in das Fleisch der Kaninchen bohren und sich davon ernähren.

  • Wöchentlich Einstreu komplett entfernen und Käfig mit heißem Wasser reinigen.

Beschäftigung: Täglich mind. 1 Stunde Auslauf unter Aufsicht (Vorsicht: Benagen von Möbeln und Kabeln!). bzw. im Gehege im Schatten auf trockener Wiese.

Wann muss ich zum Tierarzt?

  • Die Krallen müssen regelmäßig kontrolliert werden. Geschnitten werden sollten sie, wenn sie länger als das Fell der Pfoten sind. Wir zeigen Ihnen gerne, wie dieses gemacht wird.
  • Bei Kaninchen wachsen die Zähne (Schneide- und Backenzähne ) stetig nach und müssen durch ständiges Mahlen abgerieben werden (Heu). Zahnfehlstellungen sind angeboren oder entstehen im Alter. Sie verhindern einen kompletten Abrieb , so dass Zahnspitzen entstehen, die Zunge oder Mundschleimhaut stark verletzen können. In diesem Fall müssen wir in der Praxis die Zähne regelmäßig (ca. 6 – 8 Wochen) kürzen. Sie erkennen die Entzündung der Mundschleimhaut (Speicheln) spätestens an den verklebten Mundwinkeln und den durch das Putzen verklebten Vorderbein-Innenflächen.
  • Blähungen und Magenüberladung können durch Abschnürung der Magen- und Darmblutgefäße zu einem Kreislaufschock führen! Dies ist ein absoluter Notfall!
  • Wenn das Kaninchen nicht frisst oder nur weiches Futter aufnimmt, ist innerhalb eines Tages ein Tierarzt aufzusuchen!
  • Kratzt sich das Kaninchen häufig, können Milben den Juckreiz auslösen. Häufig fällt dann auch ein schuppiges Haarkleid auf. Mit 1-2 Spritzen können wir diese Plagegeister bekämpfen.
  • Selten können abwehrgeschwächte Kaninchen auch einen Hautpilz bekommen. Dieser ist u.a. auch für den Menschen ansteckend.
  • Durchfall erkennt man am verschmutzen Po. Länger als ein Tag zehrt er zu sehr und ist auch ein Grund für einen Tierarztbesuch. Auch der Nachtkot – ein wichtiger Bestandteil der Vitaminzufuhr – fällt weg.
  • Ein feuchter Po ist Anzeichen einer Blasenentzündung. Wir untersuchen den Urin mikroskopisch in der Praxis, um die Ursache und die passende Behandlung herauszufinden. Meist folgt dann eine Ernährungsberatung.
  • Die Augen und die Nase müssen trocken und sauber sein. Wenn nicht, kommen Sie bitte bald! Je länger eine Krankheit besteht, desto länger dauert die Genesungszeit.
  • Kaninchen sollten im Frühjahr gegen die Viruskrankheiten RHD ( Chinaseuche ) und Myxomatose geimpft werden.

Falls Sie Fragen haben oder sich nicht sicher sind, melden Sie sich bei uns!

Wir empfehlen das Kaninchen regelmäßig und im Zweifelsfall täglich in einer Küchenwaage zu wiegen, um rechtzeitig Schmerzzustände und Unwohlsein zu erkennen.